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Was ist Pflanzenveredelung?

Veredelter Obstbaum

Die Pflanzenveredelung ist eine künstliche Vermehrungsmethode und kombiniert die positiven Eigenschaften von zwei Pflanzenteilen. Wenn beide Teile zusammenwachsen, entsteht eine neue Pflanze. Diese vereint die positiven Eigenschaften ihrer beiden Ursprungspflanzen. Die Pflanzenveredelung kann also wörtlich genommen werden, denn heraus kommt eine edlere Version der Vorgängerpflanzen.

In der Praxis kannst du dir das so vorstellen: Einen Apfelbaum mit besonders saftigen Äpfeln kannst du mit einem Apfelbaum kombinieren, der gut wächst und widerstandsfähig gegen Krankheiten ist. Das Ergebnis ist ein gut wachsender Apfelbaum mit besonders saftigen Äpfeln, dem Krankheiten weniger anhaben können.

Hinweis: Da es sich bei der Pflanzenveredelung um keine Kreuzung handelt, kannst du damit keine neuen Arten züchten.

Warum Pflanzen veredeln?

Die künstliche Vermehrung von Pflanzen über die Veredelung hat den Vorteil, dass alle positiven Eigenschaften beider Pflanzenteile vererbt werden. Setzt du hingegen nur auf die natürliche Vermehrung mittels Pflanzensamen, werden positive Eigenschaften einer Pflanze nur in abgeschwächter Form vererbt. Deshalb ist die Pflanzenveredelung sinnvoll, zum Beispiel bei Bäumen und Rosengewächsen.

Im Einzelnen profitieren du und deine Pflanzen von diesen Vorteilen:

  • Du erhältst eine qualitativ hochwertigere Pflanze.

  • Die neue Pflanze ist besonders gesund, stark, widerstandsfähig gegen Krankheiten und/oder ergiebig in der Ernte.

  • Du sparst Zeit, weil du eine Pflanze nicht langsam aus einem Samen heranziehst, sondern bestehende Pflanzen veredelst.

  • Du kannst alte Sorten in ihrer Art erhalten.

  • Du kannst geschwächte Pflanzen erhalten, indem du ihnen ein zweites Leben schenkst.

Welche Pflanzen kann man veredeln?

Du kannst Obstbäume und Rosen veredeln. Auch Gemüsesorten wie Gurken und Tomaten profitieren von einer Pflanzenveredelung. Veredele am besten Pflanzen, die der gleichen Gattung angehören, dann hast du die besten Erfolgsaussichten. Erfolgversprechend ist etwa die jeweilige Kombination verschiedener Apfel- und Birnensorten untereinander. Steinobstgewächse kombinierst du am besten mit anderen Steinobstgewächsen, zum Beispiel Kirsche, Pflaume und Aprikose.

Apfelbaum mit  reifen Äpfeln
Rosen in den Farben Rot und Rosa im Garten.
Großer Kirschbaum in Garten
Aprikosenbaum

Kann man Kirsche auf Apfel veredeln?

Nicht alle Pflanzenarten kannst du kombinieren. Kirsche und Apfel gehören der Familie der Rosenblütengewächse an. Sie sind also miteinander verwandt. Allerdings ist der Apfel ein Kernobst, während es sich bei der Kirsche um Steinobst handelt. Zwar gelingt die Veredelung in wenigen Fällen bei nah verwandten Pflanzenarten, zum Beispiel bei Birne und Quitte. Grundsätzlich gilt aber: Kirsche und Apfel solltest du nicht miteinander kombinieren.

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Tomatenpflanzen veredeln

Gemüsesorten wie Tomate und Gurke kannst du veredeln, um die positiven Eigenschaften von zwei Pflanzen zu kombinieren. Bei veredelten Tomaten kannst du so beispielsweise den Ertrag steigern und die Pflanze widerstandsfähiger machen.

Erfahre hier im Detail, wie du Tomaten veredelst
Jemand pflückt mit linker Hand eine rote Tomate vom Strauch und hält in der rechten Hand eine rote Tomate

Pflanzen veredeln – Anleitung

Wie veredelt man Pflanzen? Vereinfacht gesagt, bringst du bei der Veredelung den Zweig einer Pflanze auf einer anderen Pflanze an, um so die Äste der Pflanzenteile zu klonen.

Am Beispiel eines Apfelbaums erklärt, bedeutet das: Vom resistenten, gut wachsenden Apfelsämling verwendest du den unteren Teil samt Wurzel als Veredelungsunterlage. Die Unterlage liefert dem anderen Pflanzenteil den nötigen Treibstoff zum Wachsen. So können sich Stamm, Krone und die saftigen Äpfel des veredelten Baumes optimal entwickeln. Vom zweiten Sämling entnimmst du ein sogenanntes Edelreis, also einen Teil eines Zweiges. Das Edelreis verbindest du mit der Unterlage, sodass die Pflanzenteile zusammenwachsen können. Diese Veredelungstechnik nennt sich Kopulation. Weitere Techniken sind zum Beispiel die Okulation und das Pfropfen.

Erfahre hier im Detail, wie du Bäume veredelst
Hände halten schräg angeschnittene Zweige

Veredelungstechniken: Pflanzen veredeln durch Pfropfen und Okulieren

Es gibt unterschiedliche Methoden, um Pflanzen zu veredeln. Neben der oben erwähnten Kopulation kannst du auch die Okulation anwenden. Bei der Okulation verwendest du das Auge, also die Knospe eines Edelreises, das sogenannte Edelauge (lat. oculus = Auge). Das fügst du in die Schnittstelle an der Rinde deiner Unterlage ein. Obstbäume kannst du sowohl mit der Kopulation als auch mit der Okulation veredeln. Die Kopulation gilt aber als die einfachere Veredelungstechnik. Die Okulation nutzt du am besten beim Veredeln von Rosen. Eine weitere Methode ist das Pfropfen.

Hinweis: Wende die Kopulation während der Ruhephase der Bäume im Winter an, die Okulation im Sommer.

Pfropfen

Das Pfropfen bietet sich an, wenn Unterlage und Edelreis zweier Bäume sich in ihrer Größe stark unterscheiden, also wenn die Unterlage dicker ist. Auf diese Weise kannst du zum Beispiel Baumkronen von Hochstämmen veredeln.

Eine mögliche Methode ist das Pfropfen hinter der Rinde. Dabei steckst du einen Zweig in einen Ast, den du zuvor einschneidest.

Zum Pfropfen eignen sich junge Bäume, deren Äste einen Durchmesser von 4 cm bis 7 cm haben. Sobald der Austrieb beginnt, also zwischen April und Mai, ist der beste Zeitpunkt zum Pfropfen. Die Reiser, also die Triebe, schneidest du am besten während der Vegetationsruhe. Das ist der Zeitraum von Dezember bis Januar. Die Triebe sollten die Dicke eines Bleistifts haben und rund 30 cm bis 40 cm lang sein. Lagere die Reiser an einem kühlen, feuchten und dunklen Platz, bis du sie verwendest.

Zum Pfropfen hinter der Rinde schneidest du die Krone des Obstbaums so weit zurück, dass längere Aststummel stehenbleiben. Diese dienen als Unterlage. Lass im unteren Bereich einige Äste stehen.

Am Propfreis setzt du nun einen Kopulationsschnitt mit einer Schnittfläche von 3 cm bis 4 cm. Das Edelreis sollte vier bis fünf Augen, also Knospen, haben.

An den Aststummeln öffnest du die Rinde mit einem Längsschnitt. Das Pfropfreis schiebst du so hinter die geöffnete Rinde, dass oben rund 5 mm von der Schnittfläche überstehen. Prüfe, ob das Reis festsitzt. Um die Pfropfstelle wickelst du Bast und verstreichst sie mit Baumwachs.

Der Austrieb beginnt nach etwa fünf bis sechs Wochen.

Tipp: Dickere Äste bieten Platz für zwei bis drei Reiser.

Jemand schneidet den Ast eines Obstbaumes mit Messer und Hammer ein.
Veredelter Ast eines Baumes

Okulieren

Bei der Okulation transplantierst du keinen ganzen Trieb, sondern nur ein Auge des Edelreises in die Unterlage. Diese Methode der Veredelung kannst du sowohl für Obstbäume als auch bei Rosen anwenden.

Tipp: Führe die Okulation nur im Sommer durch, da du dann die Rinde von Baum oder Rosenstiel einfach ablösen kannst.

Möchtest du eine Okulation durchführen, ist es ratsam, dir ein spezielles Okuliermesser zuzulegen. Damit schneidest du ein Auge flach aus dem Edelreis heraus. Bei Rosen sollte das herausgeschnittene Edelauge etwa 1 cm bis 2 cm lang sein, bei Obstbäumen 2 cm bis 4 cm. Am besten behält das Auge einen kleinen Blattstiel. Wenn du eine Rose veredelst, ist es ratsam, ein Edelreis von bereits abgeblühten Pflanzen zu nehmen. Schneide das Auge so heraus, dass es von hinten nicht verletzt wird, aber auch kein Holz daran bleibt.

Hinweis: Führe glatte Schnitte aus, um Baum oder Rose nicht unnötig zu schwächen oder zu beschädigen.

Tipp: Das akkurate Schneiden kannst du zuvor an Weidezweigen üben.

Bei der Unterlage der Rose legst du den Wurzelhals frei und entfernst alle Seitentriebe – die Spitze ausgenommen. An der Stelle, an der du das Edelauge in die Unterlage einfügen willst, setzt du erst einen T-förmigen Schnitt an der Rinde, anschließend kannst du mithilfe der Zunge am Messer vorsichtig die Rinde links und rechts davon lösen. Das Edelauge schiebst du nun behutsam in die entstandene Lücke. Es ist ratsam, überstehende Ränder abzuschneiden, sodass sich Unterlage und Edelauge optimal aneinanderschmiegen. Nach circa 3 Wochen erkennst du, ob du gelungen veredelt hast: Fällt der übrig gebliebene Blattstiel am Auge ab, war die Veredelung ein Erfolg.

Tipp: Hilfsmittel wie Bast, Veredelungsklammern, Okulationspflaster und Wundverschlussmittel kannst du nutzen, um die Veredelungsstelle zu verschließen.

Erfahre hier im Detail, wie du Rosen veredelst
Jemand hält ein Okuliermesser und ein herausgeschnittenes Pflanzenauge in den Händen.
Ein Edelreis wird mit einem Okuliermesser in den T-Spalt der Unterlage geschoben.

Das Edelauge schiebst du behutsam in die T-förmige Lücke.

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