Liebe Susanna, magst du dich kurz vorstellen?
Mein Name ist Susanna Weubel und ich bin 31 Jahre alt. Zunächst habe ich eine Ausbildung zur Erzieherin absolviert und anschließend ebenfalls in Köln Kindheitspädagogik studiert. Ich arbeite seit neun Jahren in der Elterninitiative „AgnesSpatzen e.V.“ und bin seit drei Jahren die Leitung. Bei den AgnesSpatzen betreuen wir 15 Kinder unter drei Jahren. Die Arbeit mit Kindern macht mir unglaublich viel Freude, gleichzeitig gefallen mir auch die Aufgaben als Führungskraft.
Alle Eltern wollen ihre Kinder bestmöglich fördern, wie können sie das gut angehen?
Grundsätzlich gilt: Wer sein Kind fördern will, der schafft Freiräume! Kinder wollen und müssen Erfahrungen sammeln. Nur so lernen sie die Welt kennen und können ihre eigenen Fähigkeiten entwickeln. Eltern unterstützen ihre Kinder, indem sie ihnen immer wieder neue Impulse geben und sie bei den neuen Erfahrungen begleiten. Wichtig: nicht überfordern, jedes Kind bestimmt sein Tempo selber. Ein neuer Impuls kann z.B. ein neues Spielgerät oder Spielzeug sein, aber auch einfach Wasser zum Sandkasten, damit die Kinder ordentlich matschen können. Das regt das Lernen an und fördert die Entwicklung!
Welche Spielgeräte sind pädagogisch wertvoll?
Die Mischung macht’s. Wie vorhin schon beschrieben, kann alles als Lernraum angesehen werden. Insbesondere für Kleinkinder ist das erste Mal Rutschen eine große Erfahrung. Eine Sechsjährige hingegen rutscht im Schlaf. Besonders sinnvoll sind Spielgeräte, die unterschiedliche Erfahrungen und Fähigkeiten miteinander kombinieren. Zum Beispiel ein Klettergerüst stärkt Mut und Selbstvertrauen, aber auch Koordination, Gleichgewicht und Körperspannung.


Wie fördere ich die Motorik und Sensorik meines Kindes?
Motorik und Sensorik hängen ja sehr eng miteinander zusammen. Die sensorischen Reize werden im Gehirn verarbeitet und dann in eine Bewegung übersetzt. Je jünger das Kind ist, desto mehr neue Reize verarbeitet das junge Gehirn täglich. Das nimmt über die Zeit weiter ab. Gerade ältere Kinder kennen ihr Spielzeug gut oder für sie ist Schaukeln nichts Neues. In dieser Zeit verfeinern die Kinder trotzdem ihre Motorik und Sensorik weiter. Auch hier gilt: Neue Impulse unterstützen die Entwicklung immer, unabhängig vom Alter. Zudem geht es auch hier darum, den Kindern immer wieder Erfahrungsräume zu eröffnen und sich an den individuellen Bedürfnissen des Kindes zu orientieren.
Muss ich für verschiedene Altersgruppen etwas beachten?
Ja und nein. Alle Altersgruppen bewegen sich gern. Durch die unterschiedlichen motorischen Fertigkeiten bieten sich andere Tätigkeiten an. Kinder bis drei Jahre müssen noch eher begleitet werden. Mit der Zeit werden sie immer selbstständiger und beginnen zwischen zwei und drei Jahren, mit anderen Kindern in Interaktion zu treten. Tanzen ist etwas, das fast alle Kinder gerne machen. Und die Bewegung tut gut – sie schult Motorik und das Körpergefühl. Grundsätzlich lässt sich sagen, jedes Kind, unabhängig vom Alter, soll seinen Interessen und Bedürfnissen nachgehen können.


Wie kann man den Garten nutzen, ohne ihn direkt in einen Kinderspielplatz zu verwandeln?
Kinder freuen sich sehr darüber, wenn sie in alltägliche Aktionen miteinbezogen werden. Das kann schon sein, dass sie die Gießkanne holen, während man gemeinsam neue Blumen pflanzt. Das stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder, wenn sie in diesen Momenten das Gefühl bekommen, dass sie wichtig sind fürs Blumenpflanzen.
Darüber hinaus ist ein Garten das reinste Paradies, denn hier gibt es viele, ganz unterschiedliche Materialien wie Pflanzen, Rasen, Moos, Steine, Erde und Blätter. Was passiert mit den Blättern im Verlauf des Jahres oder wie fühlt sich Rasen an, wenn er frisch gewässert wurde? Warum knackt ein alter Stock, aber ein junger Ast nicht? Kinder stellen viele unglaublich gute Fragen, die man zusammen mit ihnen im Garten, Park oder Wald erforschen kann. Auch Tiere und Insekten finden Kinder superspannend. Die kann man sich zusammen mit einem Fernglas oder einer Lupe anschauen. Besonders ältere Kinder entwickeln häufig den Wunsch, auch Dinge zu bauen. Der Traum ist ja häufig ein Baumhaus. Ein Tipi aus Ästen hingegen ist schnell auf und wieder abgebaut. Es muss also nicht immer der volle Kinderspielplatz im eigenen Garten sein, die Natur bietet schon sehr viel.
Wie regt ein Barfußpfad die Kinder an?
Der Tastsinn in den Füßen wird gut gestärkt. Dazu kommen Balance und die Auge-Fuß-Koordination. Meistens haben wir draußen ja Schuhe an. Für viele Kinder ist das im ersten Moment sehr ungewohnt – für Erwachsene übrigens auch. Ein Barfußpfad muss nicht zwangsläufig nur mit den Füßen begangen werden. Auch die Hände dürfen zum Erleben verwendet werden. Oder alle krabbeln mal über den Barfußpfad: Wie fühlen sich danach die Knie an? Auch hier darf der Fantasie wieder freien Lauf gelassen werden. Wer keinen Barfußpfad im Garten hat oder extra anlegen will, kann auch immer einen Ausflug in den Wald machen.
Schaukeln sind doch auch gut für Erwachsene, oder?
*Lacht* Ja, in jedem Menschen steckt noch ein Kind. Und Schaukeln ist super für den gesamten Bewegungsablauf. Richtig Schwung holen, um möglichst hochzukommen und den Mut zu entwickeln, auch möglichst hoch schaukeln zu wollen. Kinder müssen erst die nötige Geschicklichkeit entwickeln, um den gesamten Bewegungsablauf zu absolvieren. Unter drei bis vier Jahren könnte es zu schwierig für sie sein. Auch, weil die Schaukel noch zu hoch hängen dürfte und die Kinder dann nicht selbstständig davon absteigen können, geschweige denn sich selbständig draufsetzen. Es ist sehr wichtig, dass Kinder ein Spielgerät eigenständig abbrechen können, wenn sie Angst bekommen oder sich nicht weiter trauen. Das gilt z.B. auch für Klettergerüste oder Balancierstangen. Ein Kind sollte Spielgeräte immer selbständig „besteigen“ können. Nur wenn das Kind die Kontrolle über die Lage hat, dann kann es eine positive Lernerfahrung machen und mit dem Gedanken spielen: „Das schaffe ich ganz allein!“.







